Pflanzen in der Stadt

Auf unseren Blühflächen ist nicht nur für Bienen und Hummeln etwas geboten, es lassen sich auch viele hübsche Blüten bestaunen. Wer wissen möchte, was da alles wächst, kann hier auf Entdeckungsreise gehen. Wir haben die häufigsten Pflanzenarten für Euch porträtiert.

Wiesen-Pippau (Crepis biennis)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Lebensdauer: Zweijährig
Blütezeit: Mai-August
Wiesen-Pippau (Crepis biennis)

Der Wiesen-Pippau ist eine in Süddeutschland weit verbreitete Art. Er kommt hauptsächlich auf Mähwiesen und Wegrändern vor, ist gegen Tritt und Bodenverdichtung sehr widerstandsfähig und deshalb für kommunale Blühflächen sehr gut geeignet. Manch jemand könnte ihn wegen seiner äußeren Erscheinung, vor allem dem Aussehen der gelben Blüten, mit dem Löwenzahn verwechseln. Ebenso wie dieser führt der auch als  „Vogeldistel“ bekannte Pippau einen milchigen Saft.

Kleine Bienen- und Fliegenarten mit kurzen Rüsseln profitieren besonders vom Bau der Blüte, da Nektar und Pollen dieses Korbblütlers sehr leicht zu erreichen sind.

Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juni-Oktober
Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium)

Die gemeine (oder gewöhnliche) Schafgarbe ist eine weltweit verbreitete Art. Aufgrund ihrer bescheidenen Standortansprüche findet man sie auch in Städten, an Acker- und Wegrändern. Die Schafgarbe kann als Gewürz- und Arzneipflanze verwendet werden. Ihr botanischer Name Achillea bezieht sich auf den griechischen Heros Achilleus, der die Schafgarbe zur Heilung seiner Wunden verwendete.

Die kleinen weißen Blüten bilden Schirme und sind besonders für kleinere Bestäuberarten mit kurzen Rüsseln attraktiv.

Wilde Möhre (Daucus carota)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Lebensdauer: Zweijährig
Blütezeit: Juni-September
Wilde Möhre (Daucus carota)

Die wilde Urahnin der Karotte war schon den Germanen als Kulturpflanze bekannt. Das allseits beliebte orange Wurzelgemüse entstand in seiner heutigen “küchentauglichen” Größe allerdings erst durch Züchtung. Die Wilde Möhre ist als Kulturbegleiterin heute weit verbreitet und auf trockenen und nährstoffreichen Wiesen, oft auch an Wegrändern zu finden. Charakteristisch sind die großen fiedrigen Hüllblätter, die die Doldeblüten umkränzen.

Die gut zugänglichen Blüten werden von Insekten aller Art besucht, besonders von Käfern und Fliegen. Aber auch Wildbienen fliegen die Blüten gerne an, für einige Sandbienenarten ist die Pflanze sogar die Hauptpollenquelle.

Sichelklee (Medicago falcata)
Familie: Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juni-September
Sichelklee (Medicago falcata)

Sichelklee Blütenstand

Die auch als gelbe Luzerne bezeichnete Art ist eine nahe Verwandte der Saat-Luzerne (M. sativa), auch Alfalfa genannt. Sichelklee bevorzugt sonnige, magere Standorte und ist oft an Gebüschsäumen zu finden. Der Name bezieht sich auf die sichelförmige Form der Früchte.

Die gelben, kugelförmige Blütentrauben werden von Bienen und Faltern besucht.

Sichelklee
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
Familie: Lippenblütler (Laminaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Mai-August
Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)

Diese Art mag es hell und sonnig: Als Lichtpflanze bleibt der Wiesen-Salbei bei weniger als 20 % des für ihn normalen Lichtgenusses steril. Er benötigt zudem  nährstoffreiche, trockene Böden. Die Blüten sind vormännlich, das bedeutet die Staubgefäße reifen vor den weiblichen Teilen der Blüte. Die Unterlippe der Lippenblüten dient als Sitz für die Bestäuber, unter der helmförmigen Oberlippe befinden sich die beiden Staubblätter und der Griffel. Ein Teil der Verbindungsstücke zwischen den Staubbeuteln ist zur „Platte“ umgewandelt und wirkt als Hebel. Wenn sich ein Insekt darauf setzt, wird der Hebelmechanismus ausgelöst, und der verlängerte Staubbeutelarm schlägt auf den Rücken des Insekts, wodurch der Pollen übertragen wird.

Salvia Pratensis

Foto: Andreas Fleischmann

Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Hummeln, da zum einen der Nektar nur langrüsseligen Insekten zugänglich ist und es zum anderen ein gewisses Gewicht auf Seiten des Bestäubers braucht um den Hebelmechanismus auszulösen.

 

Wiesensalbei auf Wiese
Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Mai-Oktober
Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)

Die charakteristische borstenartige Behaarung an Stängel und Blättern zeigen die Zugehörigkeit des Gewöhnlichen Natternkopfes zur namensgebenden Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Die auch als „Blauer Heinrich“ oder „Stolzer Heinrich“ bekannte Pflanze zieht viele Bienen und Schwebfliegen an. Besonders oft werden an dieser Pflanze aber auch viele Schmetterlingsarten beobachtet.

Der Natternkopf produziert sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA), ein giftiger sekundärer Pflanzenstoff, der die Pflanze vor Fraß schützen soll. Tatsächlich haben sich jedoch viele Schmetterlingsarten an diesen Stoff angepasst: Manche Raupen fressen an PA-Pflanzen, um sich mit dem Gift ihrerseits vor Fressfeinden zu schützen. Einige Schmetterlingsarten nehmen sogar gezielt PAs an Pflanzenblättern auf und nutzen sie im adulten Stadium als Sexualpheromone. Dieser Giftstoff spielt also eine größere Rolle in komplexen Ökosystemen, als man zunächst vermuten möchte.

Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)
Familie: Schmetterlingsblütler (Fabaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juni-August
Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus)

Der typische Sommerblüher schmückt sich mit in Köpfchen angeordneten gelben Blüten. Das hornförmige, hervorstehende “Schiffchen” der Schmetterlingsblüten dient als Landeplatz für die Bestäuber. Durch ihr Gewicht lösen sie eine Art Pumpmechanismus aus, der bewirkt, dass der Pollen aus der Blüte gequetscht wird.

Der Hornklee ist von großer Bedeutung für eine Vielzahl verschiedener Blütenbesucher. Beispielsweise dient er als Pollenquelle für etwa 60 Wildbienenarten sowie für Honigbienen. Zudem erhält die Pflanze viel Schmetterlingsbesuch, zum Beispiel durch den Hauhechelbläuling. Für diese hübschen Falter stellt  der Hornklee auch die bevorzugte Raupenfutterpflanze dar.

Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juni-November
Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea)

Die Wiesen-Flockenblume ist eine der charakteristischen und weit verbreiteten Blumen artenreicher, extensiv genutzter Mähwiesen und Mähweiden. Die Pflanze wächst krautig, mattenartig und horstbildend. Deswegen ist sie für die Bepflanzung von Blühflächen ideal. Bevorzugte Standorte sind Halbtrockenrasen, Wiesen, Weiden und Wegränder mit lehmigen Böden.

Die Bestäuber der Wiesen-Flockenblumen sind vielfältig. Allerlei Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Schwebfliegen sind regelmäßig auf den Blüten zu beobachten.

Gewöhnlicher Thymian (Thymus pulegioides)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juni-September
Gewöhnlicher Thymian (Thymus pulegioides)

Dieser Verwandte des als Küchengewürz bekannten und beliebten Garten-Thymians (T. vulgaris) wird auch Quendel genannt. Der wärmeliebende Halbstrauch, der als Lichtpflanze sonnige Standorte mit sehr mageren Böden benötigt, eignet sich wie alle Vertreter der Gattung auch sehr gut als Steingartenpflanze. Der Gattungsname geht auf das griechische Wort “thyein” für “opfern” zurück, denn die Pflanze wurde wegen ihres Dufts gerne in den antiken Opferfeuern verbrannt. Heute sind durch vielfältige Kreuzungen und Züchtungen diverse Duft-Varianten des Thymians im Handel.

Die stark duftenden Blüten produzieren reichlich Nektar und werden von vielerlei Insekten zahlreich besucht.

Blütenstand Thymian
Oregano (Origanum vulgare)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Lebensdauer: Mehrjährig
Blütezeit: Juli-Oktober
Oregano (Origanum vulgare)

Auch Dost oder Wilder Majoran genannt, hat Oregano als typisches Pizzagewürz einen einen festen Platz im Küchenregal inne. Die sonnenliebende Pionierpflanze ist über fast ganz Europa verbreitet. Sie wächst auf basenreichen Böden und ist deswegen vor allem in Kalkgebieten zu finden.

Die duftenden Blüten produzieren große Mengen an zuckerreichem Nektar. Das zieht insbesondere Honigbienen an, ist aber auch andere Insekten wie Falter und Schwebfliegen attraktiv.

Kornblume (Centaurea cyanus)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Lebensdauer: Einjährig
Blütezeit: Juni-Oktober
Kornblume (Centaurea cyanus)

Die sehr konkurrenzstarke Kornblume ist in ganz Deutschland verbreitet. Sie wächst auf sandigen oder lehmigen Äckern, Brachen und Ruderalstellen. Als ein häufiges “Ackerunkraut” auf Getreidefeldern ist die Art durch Herbizideinsatz und Überdüngung jedoch selten geworden.

Bestäuber sind Hautflügler, Schwebfliegen und Tagfalter. Der hohe Zuckergehalt und die Qualität ihres Nektars machen die Kornblume auch für die Imkerei sehr attraktiv.

Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)
Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
Lebensdauer: Einjährig
Blütezeit: Mai-Juli
Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas)

Mit dem Ackerbau verbreitete sich der Klatschmohn über die ganze Welt. Er ist häufig in ungespritzten Getreidefeldern, selten auch auf Schutt, an Wegen und auf Bahnhofsgeländen zu finden. Bevorzugt werden sommerwarme, meist kalkhaltige Lehmböden besiedelt. Die Blüten des Mohns stehen einzeln endständig auf dem Stängel und variieren farblich von scharlach- bis purpurrot, selten kommen auch weiß oder violett vor. Die Blütenblätter werden von den Bienen wegen ihrer starken UV-Reflexion wahrscheinlich als blauviolett wahrgenommen. Ein Exemplar blüht nur zwei bis drei Tage lang.

Die duftlosen Blüten bieten keinen Nektar, doch pro Blüte  werden etwa 2,5 Millionen grünschwarze Pollenkörner produziert. Dieser ungewöhnliche Pollenreichtum lockt verschiedenste Insekten an. Für eine Wildbienenart haben die Blüten auch eine “innenarchitektonische” Bedeutung: Die Mohn-Mauerbiene (Osmia papaveris) verwendet Stücke der Kronblätter als “Tapete” beim Nestbau.

Acker-Lichtnelke (Silene noctiflora)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Lebensdauer: Einjährig
Blütezeit: Juni-September
Acker-Lichtnelke (Silene noctiflora)

Diese Art ist in den gemäßigten Breiten Europas und Asiens verbreitet und wird oft als „Unkraut“ eingestuft. Sie wächst vorwiegend in Äckern und auf Brachen mit trockenen, wechselfeuchten, kalkhaltigen und mäßig stickstoffhaltigen Böden. Die Acker-Lichtnelke ist auch als Nachtblühendes Leimkraut bekannt, da sich die Blüten erst am späten Nachmittag entfalten  und ihren süßlichen, kleeartigen Duft verströmen, der insbesondere Nachtfalter anlockt.

Insekten, die auf der Pflanze landen, werden von deren klebrigen Haaren festgehalten. Die meisten können sich wieder befreien, werden dabei aber selbst so klebrig, dass bei weiteren Blütenbesuchen Blütenstaub gut an ihnen haften bleibt.

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